Bauhaus Museum Dessau
Dessau, eine Stadt, die in Deutschland eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint, hat grosse Geschichte vorzuweisen. Hier entstand das Labor, in dem die aufkeimende Moderne Form fand. Der Impetus des Bauhauses war die Weiterentwicklung der Gesellschaft und gar die Schaffung eines neuen Menschen. Ein Ausdruck davon war eine neue Bauweise, deren Funktionalität und Zeitlosigkeit heute noch Gültigkeit hat.
Unser Entwurf nimmt den Gedanken des Bauhauses mit einem strengen Funktionalismus auf. Aufgrund des strikten Budgets und der Nachhaltigkeit ist ein kompaktes Volumen zwingend. Wir setzen das Volumen parallel zu den Tramschienen an die Kavalierstrasse auf die Flucht der Ratsgasse. Das Museum reiht sich somit in die bestehende Stadtstruktur ein, die Strassenräume werden ergänzt und fortgeschrieben. Die Flanierachse der Kavalierstrasse der Vorkriegszeit wird mit diesem Baustein wieder zum Leben erweckt und die zweite Achse Antoinettenstrasse / Ratsgasse bleibt bestehen.
Mit der Setzung des Museums wird der Park im Bereich der neuen Tramstation enger gefasst. Die Gehölze im betreffenden Teil des Parks werden leicht ausgelichtet, um das Stadtmauer-Relikt, die Hochhausscheibe, das Rathaus-Center und das Bauhausmuseum in Beziehung treten zu lassen. Auch die Nutzungsverteilung ist auf eine Belebung des umliegenden öffentlichen Raums ausgerichtet. Diejenigen Nutzungen, die im Museum integriert sind, aber separat betrieben werden können, sind zur Strasse (Buchladen und Museumspädagogik) oder zum Park hin (Cafeteria mit Aussenterrasse) orientiert. So entsteht Publikumsverkehr und Dichte, erlebte Stadtreparatur.
Der Haupteingang liegt auf der Seite der Kavalierstrasse, gut sichtbar von der Tramstation und von der Bus- und Taxivorfahrt her und führt in das Foyer. Dies ist der zentrale Raum, von dem die Verkehrsströme aller Nutzungen des Gebäudes in selbstverständlicher Weise abgehen: Der Empfang mit dem Ticketverkauf steht gegenüber dem Windfang und dem Gruppeneingang; daneben führt eine Treppe ins Untergeschoss zu Garderoben und Sanitäranlagen; die Eingänge zu allen Pädagogiksälen, der Cafeteria und dem Buchladen liegen direkt im Foyer; die grosszügige Verglasung zum Park führt die Besucher zum Lift und zur Haupttreppe hoch in die Ausstellungsräume. Die Verkehrsflächen zwischen den Ausstellungsräumen sind peripher angelegt, so dass die Besucher in den oberen Geschossen verschiedene Aussichtspunkte vorfinden, welche den Spaziergang durch die tageslichtlosen Hallen mit den Bauhausexponaten auflockern und den Bezug zur Bauhausstadt Dessau herstellen. Den Abschluss des Spaziergangs bildet die Terrasse auf der Westseite, von wo man in der Ferne das Bauhausgebäude erblicken kann.
Der Ausdruck des Gebäudes ist mit seinem Spiel aus grossen weissen Flächen und kinetischen Elementen mit bunten Akzenten im Wesentlichen materialisierte Funktion. Das Museum erfüllt seine Funktion als Zeichen.